Mit dem Wartburg fast nach Berlin
23 0,5    Freitag, es ist morgens früh um 6°° Uhr.
Der Wecker reißt mich aus dem viel zu kurzen Schlaf. Gestern noch meinen Rechner auf 200Mhz aufgeblasen und es ist mal wieder eine Windows95 Neuinstallation angesagt (Ächz). Nun ja, der Rechner muß warten, heute geht es erst mal zum TÜV.
Den Wagen gestern extra frisch gewaschen, damit der Prüfer geblendet wird.
 Auf der Fahrt zum TÜV zieht der Wagen beim Bremsen nach rechts, weil sowas ja immer dann auftritt, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann.
 Der TÜV; wenigstens müssen wir nicht warten und nachdem ich 54,- abgedrückt habe geht es auch gleich in die Halle.
 Der Bremsenprüfstand zeigt links vorne so gut wie keine Bremswirkung, war ja klar. Dummerweise hat der Prüfer jetzt anscheinend Blut geleckt und nimmt es ganz genau. Nach einiger Wartezeit bitte er mich in die Grube und zeigt mir Stolz was er alles gefunden hat.
  • Bremsleitung vorn links durchgescheuert
  • Unterste Lage der Hinterachsfeder gebrochen
  • Spurstangenkopf auf der rechten Seite ausgeschlagen
    (die Lenkung habe ich von einem ½ Jahr erst komplett überholt)
  • Ölspuren am Getriebe
  • Falsche Reifen (vorne 5.90 und hinten 6.00)
  • und zu guter letzt soll ich noch die Manschetten der Antriebe befestigen (gehört aber so)
 Und natürlich muß der Wagen noch diesen Monat wieder zum TÜV, ich habe also nicht ganz 3 Wochen Zeit.
Aber dieses Wochenende fällt schon mal flach, da ich mit meiner Freundin bis Montag nach Berlin fahre.
13²² Uhr, ich beschließe für heute genug getan zu haben und fahre auf direktem Weg nach Schwerin.
Der Wagen läuft sehr ruhig, das Wetter ist hervorragen und so gegen 15³° komme ich bei meiner Freundin in Schwerin an. Wir essen noch eine Kleinigkeit und machen uns auf den Weg nach Berlin. Ulrike fragt noch ob wir ihren Wagen nehmen wollen, aber ich nehme doch lieber mein Auto, schließlich will ich ja auch meinen Spaß haben.
 Schnell noch tanken (echt praktisch, wenn man direkt Gemisch tanken kann), Kühlwasser checken, Reifenluft prüfen und rauf auf die Autobahn.
Bei allerschönstem Wetter düsen wir mit dem Coupe über die Autobahn, die anderen Freuen sich über unser Auto, und wir uns darüber das die anderen sich freuen.
 Nach einiger Zeit, wir sind ca. 80 Kilometer vor Berlin geht der Motor laut kreischend aus. Na toll, der Motor fest, kann eigentlich gar nicht sein, Wasser war OK und Gemisch stimmt auch.
 Wir rollen auf dem Seitenstreifen aus und bei ca. 30 km/h sperre ich den Freilauf (3.Gang eingelegt), der Wagen ruckt an und läuft wieder. Wir rollen noch ein paar Meter langsam und halten. Haube auf und mal sehen ob er vielleicht zu heiß war, aber alles in bester Ordnung, Wasser da und das Kühlerverschluss-Ventil hat auch nicht geöffnet.
 Also setzen wir langsam die Fahrt auf dem Seitenstreifen fort. Sofort ist das Geräusch wieder da und der Wagen bleibt mit einem Ruck stehen. Beim Versuch den Motor zu starten springt dieser propmt an, dafür bewegt sich der Wagen aber trotz eingelegtem Gang keinen Millimeter vorwärts.
Ein Blick unter den Wagen mit eingelegtem Gang und laufendem Motor bestätigt meine Befürchtung, Antrieb gebrochen (links).
Zum Glück habe ich immer alles an Werkzeug dabei, so das ich gleich ans Wechseln der defekten Welle gehen kann.
  • Radkappe entfernen
    (Alle Muttern, Scheiben, Splinte etc. in die Radkappe tun, so geht nichts verloren)
  • Radmuttern lösen
  • Splint der Kronenmutter auf der Antriebswelle entfernen
  • Kronenmutter mit dem Ringschlüssel (und 1m Verlängerung) lösen und entfernen
  • Abzieher ansetzen und Welle von der Bremstrommel drücken
  • Wagen hochbocken (Scheren-Wagenheber)
  • Bremstrommel (mit Rad) abziehen
  • Keil aus dem Konus nehmen
  • Splint der Kronmutter des Spurstangenkopfes entfernen
  • Kronmutter entfernen
  • Spurstange mit abdrücken (Spurstangenabzieher)
  • Sicherungsbolzen der Feder entfernen (oben)
  • Bolzen des Federauges entfernen
  • Kompletten Antrieb nach unten klappen (Distanzscheiben des Federauges nicht verlieren)
  • Gummimanschette entfernen
  • Antriebswelle herausziehen
 Der Zusammenbau geschieht in Umgekehrter Reihenfolge, normalerweise mit neuen Splinten. Das ganze hat ziemlich genau 1 Stunde gedauert. Leider habe ich nur eine alte nicht besonders gute Welle, mit riefen auf dem Konus, dabei. Und auch die Gummimanschette habe ich nicht dabei, also fürs nächste mal miteinpacken (Bricht die Welle, zerfetzt auch die Gummimanschette). Provisorisch habe ich mir mit einer Plastiktüte geholfen, was aber keine 3 Meter hält, besser wäre ein Stück vom Reserveschlauch gewesen. Zum guter Letzt drücke ich mit der Fettpresse noch Fett in die Manschette und Fertig.
 Das weiße T-Shirt ist bei der Schmiererei erstaunlicherweise sauber geblieben, aber die Hose.....
mit viel Benzin lassen sich aber Hände und Hose recht gut reinigen.
Nachdem Werkzeug und ich gesäubert und ,ebenso wie das Warndreieck, verstaut sind geht es weiter.
Aber irgendwie geht es doch nicht weiter, das Getriebe mach immer noch Geräusche und der Motor schafft es kaum den Wagen, der sofort schaukelnd anhält wenn ich vom Gas gehe, zu bewegen.
Na toll, also doch das Getriebe fest und deshalb hatīs wohl auch die Welle zerlegt.
 Fußmarsch zur Notrufsäule (ewig weit), km 230,5 in Fahrtrichtung Berlin. Fußmarsch zurück und ewig später kommt der Abschleppwagen. Ich versuche den Wagen wieder auf den Seitenstreifen zu fahren und er fährt, völlig ohne Geräsch und ohne Probleme, als hätten wir nie eine Panne gehabt.
Meine Freundin kann es ebensowenig fassen wie ich und ich glaube der Typ vom Abschleppdienst fühlte sich leicht veralbert.
 So oder so, wir lassen uns erst mal abschleppen (wieder 20 km zurück) und fahren dann mit Bus und Bahn von Neuruppin nach Berlin.
 Auch ohne Wartburg ist Berlin sehr schön und S-Bahn fahren kann auch ganz nett sein, wenigstens muß ich keinen Parkplatz suchen.
 Montag hole ich den Wagen ab und fahre auf direktem Wege zur nächsten Tankstelle, mein Verdacht das Getriebe braucht Öl (Ölspuren beim TÜV), hat sich auch prompt bestätigt. 1,5 Liter Öl später geht es völlig Problemlos, mit einem Ohr am Getriebe, 150 km weit über die Landstraße nach Schwerin.
Am nächsten Morgen fahre ich direkt von Schwerin nach Hamburg, wieder ohne Probleme, obwohl die Antriebswelle völlig offen liegt.


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